Das Titelbild zeigt den Buchautor und Experimentalarchäologen Dr. Marcus Junkelmann selbst hoch zu Roß mit seinem Lieblingspferd Pegasus im Schloss Ratzenhofen. Dieses Bild ist auch als Einband in seinem Buch "Reiter wie Statuen aus Erz" im Verlag Philipp von Zabern erschienen.
Der weit über Bayern hinaus bekannte Historiker und Experimentalarchäologe Dr. Marcus Junkelmann wird in einem Fachvortrag die Römische Kavallerie im Römerkastell Pfünz bei Eichstätt vortragen.
CASTELL PFÜNZ UND DIE RÖMISCHE KAVALLERIE
Der Limes wurde nicht von Legionen und Legionären bewacht, sondern von auxilia – Auxiliartruppen (Hilfstruppen), die sich aus freien Provinzbewohnern verschiedener Volksstämme zusammensetzten. Die Organisationsformen waren die 500 – 600 Mann, in Ausnahmefällen 1.000 Mann starke cohors (Cohorte), wobei es sich um eine reine Infanterieeinheit (cohors peditata) oder eine aus Infanterie und Kavallerie gemischte (cohors equitata) handeln konnte oder aber um eine ala („Flügel“), ein reines Kavallerieregiment von gleicher Stärke. Sie waren in castella (Castellen, „Lagerchen“), befestigten Kasernen untergebracht, viereckigen Anlagen nach dem Muster der weit größeren, für 5.000 Mann ausgelegten Legionslager (castra).
In Vetoniana, wie das ca. 90 n.Chr. gegründete und bis ca. 250 n.Chr. bestehende Castell Pfünz hieß, war die Cohors I Breucorum civium Romanorum Antoniana Valeria Victrix bis torquata ob virtutem appellata equitata stationiert, wie das aus verschiedenen Inschriften und Militärdiplomen hervorgeht. Das heißt:: Die Erste Cohorte der Breuker (ein illyrischer Stamm in Südpannonien – heute Bosnien-Herzegowina – , aus dem die Einheit im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. rekruitiert worden war), „aus römischen Bürgern bestehend“, d.h., der Einheit war während ihrer aktiven Dienstzeit als Auszeichnungg kollektiv das römische Bürgerrecht verliehen worden (die meisten Auxiliarsoldaten erhielten den privilegierten Status eines römischen Bürgers erst bei der ehrenvollen Entlassung nach 25-jähriger Dienstzeit), des weiteren mit den ehrenden Beinamen „Antoninisch“ (nach Kaiser Caracalla), „Die Starke und Siegreiche“, zweimal mit dem torques (Halsring, ein Ehrenzeichen) ausgezeichnet und wegen ihrer Tapferkeit lobend erwähnt, teilberitten. Eine solche Einheit bestand aus sechs centuriae (Kompanien) zu je 80 Fußsoldaten und vier turmae (Eskadrons) zu je 32 Reitern. Solche gemischten Einheiten waren am Limes in der Überzahl, da sie ein hohes Maß an Selbständigkeit besaßen und vielseitig eingesetzt werden konnten.
Der Vortrag beschäftigt sich besonders mit der berittenen Komponente der Cohorte, welche dieser die bei der Grenzsicherung so wichtige Beweglichkeit und Reichweite verlieh. Da die Römer weder Hufeisen noch Steigbügel verwendeten und für unsere Begriffe kleine bis schwach mittelgroße Pferde ritten, wurde die Schlagkraft ihrer Kavallerie häufig unterschätzt. Der Referent hat mit seinen Freunden die Ausrüstung und Reitweise der römischen Reiterei experimentell erprobt und konnte diese Vorurteile widerlegen. Unter anderem hat er zwischen 1988 und 1992 mehrere Langstreckenritte entlang dem Rheinlimes, dem Obergermanisch-Raetischen Limes und dem Donaulimes von Den Haag bis Passau unternommen. Er zeigt nicht nur Bilder von Originalstücken, Rekonstruktionen und experimentellen Aktivitäten, sondern bringt auch mehrere Beispiele der letzteren zum Anfassen mit.
Mehr zu Dr. Marcus Junkelmann finden Sie unter https://geschichtealsfest.de.
Literatur von Dr. Marcus Junkelmann zum Thema des Vortrages
Titelbild aus seinem Buch „Reiter wie Statuen aus Erz“ im Verlag Philipp von Zabern erschienen.
Die Reiter Roms – Teil 1: Reise, Jagd, Triumph und Circusrennen
Die Reiter Roms. Teil 2: Der militärische Einsatz
Die Reiter Roms. Teil 3: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung
Reiter wie Statuen aus Erz